Mein Facebook und Twitter waren voll mit Posts über die Geschehnisse in Gaza. Es war, als hätten all meine israelischen Freunde plötzlich das Bedürfnis der Welt unsere Seite der Geschichte zu zeigen. Sogar die ganz Linken auf der politischen Skala, die sonst nur Kritik an ihrem eigenen Land posten, veröffentlichten Bilder der gewaltsamen Angriffe auf die Grenze. Waren die Medien im Ausland so einseitig?
Der Welt Korrespondent schlendert ungehindert zwischen den brennenden Reifen und Steine schleudernden Demonstranten herum.
Die Kamera zeigt einen Palästinenser, dem, so heißt es, ins Bein geschossen wurde. Ob er vorher Steine geschleudert hatte oder nur dabei gestanden, das könne keiner wissen, kommentiert der Reporter. Er selber ist dabei recht gelassen und scheint sich nicht besonders gefährdet zu fühlen.
Ich frage mich ob die Kinder, auf der anderen Seite der Grenze genauso ruhig und gelassen sind. Der schwarze Rauch, der schon seit Wochen in der Luft hängt und die damit verbundene Angst, Terroristen könnten eindringen, verbieten es ihnen sich frei zu bewegen und draußen zu spielen.
Die Eltern sind an Nachrichtenquellen genetzt – sei es offizielle, oder private –, denn sie wissen, sobald es jemand schafft die Grenze zu durchbrechen, müssen sie alles stehen und liegen lassen und sich in Sicherheit bringen. Derweil sind sie damit beschäftigt die Feuer auf ihren Feldern zu löschen, die von brennenden Drachen aus Gaza entfacht wurden.
Der Reporter aus Europa ist davon natürlich nicht bedroht. Auf sein Leben hat es niemand abgesehen. Im Gegenteil auf Reportagen wie seine baut die Hamas. Wenn sie es schon nicht schaffen den Tempelberg zu stürmen und “den Juden die Herzen aus dem Leib zu reißen” (Zitat von Yehia Sinwar, als er zum Sturm der Grenze aufruft), dann wollen sie wenigstens im Medienkrieg gewinnen. Dieser liefert die benötigte Rechtfertigung vor der eigenen Bevölkerung. Wenn die ganze Welt hinter ihnen steht und auf Israel herumhackt, dann muss das wohl richtig sein.
Der junge deutsche Journalist vor der Kamera hasst die Israelis sicher nicht, aber sie zu kritisieren ist gut für seine Karriere. Denn den Lesern in Europa ist das Bild des gesichtslosen Soldaten, der herzlos und kalt brutale Befehle ausführt, sehr bequem. Er weiß aber genauso gut wie die Palästinenser, dass dieses Bild nicht der Realität entspricht. Er hat wirklich nichts zu befürchten. Israelische Scharfschützen schießen weder auf Pressewesten, noch auf Frauen, Kinder oder unbewaffnete, friedliche Demonstranten.
Die israelischen Verteidigungskräfte gehen an der Grenze von Gaza mit derselben Präzision vor, wie in Syrien, als sie iranische Militär-Anlagen (und nur diese) zerstörten. Sie handeln nach detaillierten Anweisungen, die bis in jede Einzelheit gehen. Geschossen werden darf überhaupt nur dann, wenn alle anderen Möglichkeiten, den Angreifer vom Durchrechen des Grenzzauns (oder der Installierung von Sprengstoff etc.) abzuhalten, scheitern. Und selbst dann darf erstmal nur auf die Beine gezielt werden. (Wo hatte der Verletzte eine Schusswunde?)
Wer sich nicht daran hält, der muss sich vor einem Militärgericht verantworten. Die israelische Führung muss sich vor der ganzen Welt rechtfertigen.
Unser ehrgeiziger Reporter aus dem fernen Europa wird nicht gesehen haben, was der Verletzte getan hat, bevor er verletzt wurde. Aber er kann sicher sein, dass es der israelische Soldat sehr genau gewusst hat und jeder Zweifel ausgeräumt war. Somit weiß er auch, dass das, was er gerade gesagt hat, an bloße Verleumdung und Heuchelei grenzt. Es ist kein Zufall, dass 50 der Toten vom 14 Mai Hamas Aktivisten waren. Es ist das Resultat der präzisen und vorsichtigen Arbeit der Armee, aus einer Menge von 50.000 Leuten 50 herauszufischen, die wirklich Terroristen waren.
In den europäischen Medien geht das Unter. Wei kann man eine Armee vorsichtig nennen? 50 Tote sind 50 zu viel, auch wenn es Terroristen waren. Wie kommt es, dass es keine israelischen Opfer gab? Militär bedeutet Gewalt, bedeutet Brutalität, bedeutet Aggression. Gerade in Deutschland werden alle mit Militär verbundenen Emotionen und Gedanken sofort in eine verbotene Schublade gesteckt, die niemand aufmachen darf. Da ist das pure Unglück drin, damit darf man sich gar nicht erst befassen, sonst kommt die Katastrophe. Gar nicht erst hinschauen, einfach ab in die Schublade und schnell fest zu!
Terror ist etwas anderes. Der kommt von armen, ausgebeuteten, unglücklichen, verwirrten, frustrierten Menschengruppen, die keine Hoffnung haben. Natürlich ist das nicht o.k., aber was will man erwarten, sie kennen ja nichts anderes.
Aber die Katastrophe liegt in der Vergangenheit. Jetzt gilt es sich gegen Terror zu verteidigen!
In der New York Times lese ich wenige Tage später die herzzerreisende Geschichte von Layla Ghandour, dem 8 Monate alten Mädchen aus Gaza, die durch das Einatmen von Tränengas umgekommen sein soll. Die Amerikaner nennen solche Geschichten “Tear-Jerker”, weil sie einem wirklich die Tränen in die Augen treiben. In dieser Geschichte wird so lange und geschickt auf die Mitleids-Drüse gedrückt, bis die Fakten bis zur Unkenntlichkeit verzerrt sind.
Ein 8 Monate altes Baby bei einer Demonstration? Wie verrückt muss man eigentlich sein, um das zu tun? Und meint die NYT, selbst der Einsatz von Tränengas seie „unproportional“ bei einer derartigen Demonstration? Wohl kaum. Oder st es der Zeitung letztendlich einfach egal, so lange sie eine gute Geschichte drucken können?
In der NYT werden die Revolten wie eine Art Field-Day-for-Families dargestellt. Man folgt Eiskreme schleckend dem aus allen Lautsprechern hallenden Ruf der Hamas und lässt sich in Bussen an die Grenze eines verfeindeten Landes fahren. Man stelle sich das in Deutschland vor.
Hamas ist kein Fußball-Club, es ist eine Terror Organisation, die in erster Linie die eigene Bevölkerung tyrannisiert und sie zum Märtyrertum aufruft. Wie Yehia Sinwar in einem anderen Interview bei Al Jesira natürlich nur auf Arabisch sagte, die Hamas wolle “ .. das, was uns am meisten am Herzen liegt – die Körper unserer Frauen und Kinder – zu einem Damm machen, der den Zusammenbruch der Arabischen Realität blockiert.” (“…to turn that which is most dear to us – the bodies of our women and children – into a dam blocking the collapse in Arab reality,” übersetzt von Middle East Media Research Institute MEMRI. Siehe hier).
Muss man dazu noch etwas sagen?
Vielleicht ja, denn interessant ist, worüber ich in diesen Tagen KEINE Berichte fand. Das Zitat von Sinwar zeigt, dass die Hamas ein Problem hat. Sie fürchtet den “collaps in Arab reality”. Aber genau wie ich diese Perlen aus dem Mund des Hamas Chefs nirgends in großen Zeitungen finde, finde ich auch den wahren Grund für die Aufstände nicht.
Die Hamas verliert an Unterstützung von Seiten der Bevölkerung. Während die westlichen Medien Israel als den Verantwortlichen für die palästinensische Misere porträtieren, werden die Stimmen der Palästinensern, die die eigene Führung kritisieren, immer stärker. Der Westen will Tear-Jerkers, aber die Palästinenser brauchen Lösungen. Ihr Wasser ist verseucht, Elektrizitätsversorgung ist auf einzelne Stunden am Tag limitiert, Arbeit haben nur Wenige und es gibt nur wenige Möglichkeiten Gaza zu verlassen. Das war nicht so unter Israelischer Besatzung und wird unter Hamas immer nur noch schlimmer.
Die Hamas bringt keine Lösungen, keinen Fortschritt, keinen Wohlstand, trotz der vielen Gelder, die westliche Hilfsorganisationen, die UN und arabische Staaten in die Stadt pumpen. Sie hat bisher nur für Armut gesorgt, bringt Gewalt und Terror. Die Bevölkerung hat langsam die Nase voll. Damit sich ihre Aggressionen nicht gegen die Hamas richten, heizt diese sie gegen Israel auf.
Die Zeitungen in Europa und Amerika spielen das Spiel ganz gut mit und beschuldigen die israelische “Blockade”, wenn es um die humanitäre Lage in Gaza geht. Damit ist die Sache in der Regel abgehakt. Das verkauft sich. Den Palästinensern ist damit überhaupt nicht geholfen. Im Gegenteil. Solange die Israelis Schuld sind, braucht niemand etwas Konkretes zu tun, außer mit dem Finger immer wieder auf Israel zu zeigen. Sie sind schuld, an ihnen liegt es, für Änderung zu sorgen.
Dabei sind die Israelis diejenigen, die derzeit wahrscheinlich am wenigsten zur Verbesserung der Situation in Gaza beitragen können.
Vergebens suchte ich nach Berichten über den Kerem Schalom Übergang. Durch diesen Grenzübergang werden täglich Güter von Israel nach Gaza transportiert. Die Gasleitung mit der die Stadt von Israel versorgt wird, führt ebenfalls hier durch. Drei Mal ist die palästinensische Seite des Übergangs in den letzten Wochen, seit Beginn der Unruhen in Brand gesteckt worden. Die Gasversorgung erlitt schweren Schaden, der Übergang musste vorübergehend geschlossen werden. Nachdem er wieder geöffnet wurde, verweigerte die Hamas die Einfahrt von Lastwagen, die unter anderem medizinische Güter brachten. Warum? Dafür gibt es keine Antwort, aber es fragt auch niemand.
Der Welt Reporter führt seinen Bericht aus einem Krankenhaus fort. Er ist dort mit Verletzten zu sehen, die beteuern sie würden sich nicht beirren lassen und solange kämpfen, bis ihr Ziel erreicht sei. Welches Ziel? War da nicht etwas mit dem Tempelberg, und mit Herzen von Juden? Nein, keine gute Frage!
Er spricht mit einem der Ärzte, der sich über den Mangel an Medikamenten beklagt. Auch in diesem Zusammenhang keine weiteren Fragen. Kerem Schalom ….? Warum….? Lassen wir das!
Nicht einmal die Zahlen der Toten und Verletzten wird hinterfragt. Sie werden einzig und allein von der Hamas bekannt gegebem, keiner prüft.
Nicht gezeigt werden in den Nachrichten die Videos, in denen sich mit Leichentüchern bedeckte Körper bewegen, husten und an der Nase kratzen. Die Bilder von Verletzten, die plötzlich von der Bare springen und flüchten, findet man nur auf den Seiten von kritischen Bloggern und in den sozialen Medien. Inszenierungen wie diese sind nichts Neues und auch der Presse inzwischen durchaus bekannt. Journalisten glauben schon lange nicht mehr alles, was ihnen von der Terroristen Seite erzählt und vorgeführt wird.
Sie sind vorsichtiger geworden mit dem Bildmaterial, das sie veröffentlichen. Lieber auf Nummer sicher gehen, und gar nichts zeigen. Israelis kommen vorsichtshalber nicht mehr zu Wort. Sie haben weder Gesichter noch Stimmen. Wer die internationalen Medien verfolgt könnte fast glauben, es gäbe in Israel nur Soldaten. Diese haben nichts Besseres zu tun, als auf palästinensische Kinder zu schießen. Das Menschliche an ihnen ist verschwunden.
Während die Hamas ihren Krieg nach bekanntem Muster nun von den Medien in die UN verlegt und wieder einmal nach Untersuchung und internationalem Gericht schreit, häufen sich bei uns die Stimmen derer, die vor Ort waren, und zwar auf beiden Seiten. Hier nur ein Beispiel.
Die nicht gestellten Fragen bleiben unbeantwortet. Warum schreien die Gazaner eigentlich nie „Es lebe Palestina“, sondern nur „Tod den Juden“?
P.S.
Die kleine Layla wurde inzwischen übrigens von der Liste der Toten entfernt, denn es gab keine Beweise, daß ihr Versterben durch Tränengas verursacht wurde. Vielmehr sei es bekannt gewesen, dass sie an einem Herzfehler gelitten habe, der unter anderem zu Atemproblemen führte.
P.P.S.
Ich bedanke mich bei Roger, daß er mir nach meinem letzten Post gezeigt hat, dass es in Deutschland auch andere Stimmen gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass diese nicht verstummen, wie in anderen Teilen Europas.
Ein Gedanke zu “Es lebe Palestina”