Was gibt es da zu lachen?

Ich lebe bereits seit 30 Jahren in Israel. Unter all dem, was ich hier gelernt habe, ist dies vielleicht am wichtigsten: Humor!

Die vielfältige Gesellschaft aus zusammengewürfelten Kulturen inmitten feindseliger, teils angriffslustiger Nachbarn hat mich gelehrt, das Leben immer wieder in anderen Perspektiven zu sehen. Man ist viel stärker, belastungsfähiger, aber auch flexibeler, als man glaubt. Die Juden kämpfen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten ums Überleben und gegen Hass, halten aber unbeirrt am fundamentalen Glauben fest, dass jedes Menschenleben heilig ist.

Die Geheimnis dahinter ist Lachen, sonst wirst du verrückt.

Weiterlachen, ganz egal was passiert! Finde in allem die Ironie, denn alles ist nur temporär.

Aber Humor ist eine Medizin, die in Zeiten von lähmender Angst schwer zu schlucken ist. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen und den Wert zu schätzen. Wie kann man sich belustigen, wenn Selbstmordattentäter jeden Tag Busse in die Luft sprengen? (Erinnert ihr Euch daran? Sie waren monatelang Teil unseres Alltags, jetzt sind sie vergessen.)

Was ist daran lustig, dass die UN Israel isoliert und eine Resolution nach der anderen verabschiedet, während die Gräueltaten in Jemen, China und Syrien, um nur einige zu nennen, unbescholten bleiben?

Aber was bleibt einem übrig? Sollen wir heulen? Schreien?

Das würde die Situation auch nicht ändern.

Israelis nutzen Humor um mit dem fertig zu werden, was auf uns geworfen wird, sei es Raketen, Beschuldigungen, Verdammung oder Antisemitismus. Ich bin damit nicht aufgewachsen und es kam mir immer respektlos vor, oder als ob die Leute die Ernsthaftigkeit der Situation nicht wahrhaben wollen.

Ich hatte unrecht.

Lachen hilft uns über vieles hinweg.

Wenn wir uns nicht erlauben können auseinanderzufallen, weil wir unbedingt weitermachen müssen, dann hilft es nur die Ironie in der Situation zu suchen. Wie bleibt man stark für die Kinder, wenn sie zittern und nicht schlafen können, weil sie zu oft von Raketensirenen aus ihren Träumen gerissen worden sind und man selbst nur heulen möchte? Man findet etwas zum Lachen.

Und wenn man am nächsten Morgen im Zoom-Meetings einen kühlen Kopf bewahren muss, obwohl man bei jedem kleinen Geräusch aufschpringt, kann man nur versuchen über sich selbst lachen.

*Auf dem Titelbild rechts: Hamas Raketen greifen an – links: Israels Iron Dome wehrt ab.

Chaos in Israel – so fühlt es sich an

Es war sowieso schon ein unruhiger Tag, dieser Montag.

In den Medien spricht man von Zusammenstößen, als ob es sich um eine fehlerhafte Ampelanlage handelt. Aber für Mollotow Cocktails und mutmaßlich in Brand gesteckte Autos finde ich das eher unpassend (als wir in den 80er-Jahren demonstrierten, nannte uns die Presse Chaoten und wir waren wesentlich harmloser).

Ich versuche meine Gedanken auf die Arbeit zu konzentrieren und SWOT Analyse zu erklären.

Aber an solchen Tagen finde ich immer wieder andere Beschäftigungen, wie den Balkon fegen, den Küchentisch wischen oder wie jetzt Wäsche aufhängen.

Ich höre in der Ferne eine Sirene heulen. Und dann noch eine. Und noch eine. Diese ist schon wesentlich lauter und somit näher. Ich lausche auf. Kann es sein…? Jetzt sind die Sirenen schon richtig laut, aber noch nicht bei uns. Ich halte inne. Soll ich….?

Und dann BUMMMM! Die Luft erzittert.

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Geschichten von Leuten, die niemand hört: Schlaflos und sprachlos

Orit Zadikovich erzählt von der Nacht vom 8.-9. August, wobei es ihr schwer fällt sich zusammenzureissen. Sie spricht Vielen aus dem Herzen, vor allem Müttern.

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