Zu Tode erschreckt am Toten Meer

Dies ist die Geschichte eines Touristen-Albtraums, der für ein deutsche Paar in Israel zur Wahrheit wurde. Solche Sachen kennt man aus Filmen, hält es aber nicht für möglich, dass es einem widerfahren könnte. Wem es jedoch tatsächlich passiert, der steht verdammt allein und hilflos da und ist verdammt angewiesen auf die Güte Fremder.

Vor einigen Tagen ging dieses Bild in der israelischen Presse herum. Ich stolperte darüber, da in den Schlagzeilen etwas von Touristen aus Deutschland stand. “Verrückte Geschichte” hieß es und da wurde ich erst recht neugierig. Susanne und Julian waren auf einem Kurzurlaub in Israel und gerade mit einem Mietwagen von Jerusalem zum Toten Meer gefahren. Das vollgepackte Auto liessen sie auf dem Parkplatz am Strand stehen und gingen in Badezeug zum salzigen Wasser runter. 

Wer dort gewesen ist, kennt die Begeisterung beim ersten “Schweben” im Toten Meer. Es ist ein Highlight bei der Reise nach Israel und ein unvergessliches Erlebnis. Auch für diese beiden jungen Leute muss die Aufregung groß gewesen sein, als sie erlebten, was es bedeutet, sich vom Wasser tragen zu lassen.  

Ich kann mir gut vorstellen, wie sie danach fasziniert und mit Herzklopfen zum Auto zurückkehrten, um sich trockene Kleidung anzuziehen und in ihre nächste Unterkunft weiterzufahren. Nur leider kam es dazu nicht. Das Auto war in der Zwischenzeit gestohlen worden und mit ihm alles, was Susanne und Julian in Israel bei sich hatten, einschließlich Pässe, Geld und Kleidung!

Da standen sie nun in Badezeug und Flip-Flops mitten in der Wüste, ohne auch nur einen einzigen Schekel, ohne Papiere, Klamotten oder Handy. Was tun? Einige der Anwesenden am Parkplatz bemerkten, was dort passiert war, und halfen dem Touristenpaar zur nächsten Polizeistation in Arad zu gelangen.

Wenn das Erlebnis bis jetzt noch nicht unvergesslich war, dann wurde es das in den folgenden Stunden. Das Erste, was die Polizisten taten, war den Bestohlenen eine Pizza zu bestellen. 

Während die Beamten den Tatbestand aufnahmen, kam die Sozialarbeiterin Sandra, um zu sehen, ob und wie sie helfen konnte. Sandra ist gut vernetzt in der kleinen Wüstenstadt Arad und postete den Vorfall in Ihren Gruppen in den sozialen Medien. Sofort reagierte der Besitzer des Dead Sea Adventure Hostels, Dolev Schai, und bot den beiden kostenlose Bleibe, bis die Sache geklärt war.

Kaum waren sie im Hostel angekommen, da folgten ihnen zahlreiche Bewohner aus Arad. Sie kamen mit Kleidung, Essen, Geld und was sie sonst noch glaubten, könnte für die beraubten Touristen von Nöten sein. 

Dolev Schai sagte zur Zeitung Israel Hayom “Das ist doch gar keine Frage! In dem Moment, wo mir klar wurde, dass diesen Leuten alles gestohlen worden war und sie keine Bleibe haben, bot ich ihnen ein Zimmer einschließlich Verpflegung an. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.”

Die Nachricht der Sozialarbeiterin hatte wie eine Mobilmachung gewirkt. Aus allen Ecken der Stadt kamen Leute und brachten, was sie konnten. Es war so viel, Susanne und Julian konnten gar nicht alles annehmen.

“Wir wissen überhaupt nicht, wie wir uns bedanken sollen”, sagten die beiden, laut Israel Hayom und fügten hinzu “wir hätten nicht gedacht, dass Menschen so herzlich und großzügig sein können. Morgen fährt uns sogar jemand nach Tel Aviv, damit wir uns bei der deutschen Botschaft einen temporären Pass ausstellen lassen können”. 

Original Artkel in Israel Hayom vom 14.11.19


4 Gedanken zu “Zu Tode erschreckt am Toten Meer

  1. Wahrlich wie im Film. Leider passiert so etwas auch in Israel. Aber wie
    ihnen geholfen wurde ist einfach toll und lobenswert. Phantastisch.
    Ob man wohl das Auto inzwischen aufspüren konnte? Von den Dieben
    ganz zu schweigen. Wahrscheinlich gibt es einige Späher, die auf
    gutgläubige Touristen warten.
    Hardy

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    1. Danke, Hardy für den netten Kommentar. Ich finde das auch toll. Leider gibt es in Israel sehr viele Autodiebstähle und die meisten werden nie aufgeklärt. Es handelt sich oft um Gangs aus arabischen Dörfern, die die Autos auseinander nehmen und dann die Teile an Werkstätten wieder verkaufen. Mir selbst ist das auch schon passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Touristen ihr Hab und Gut wiederbekommen ist sehr klein.

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  2. Ich habe hier im Internet recherchiert und fand nichts davon, nur Negatives lohnt es hier die Medien über Israel zu berichten. Auch ich habe bei meinen beiden Beuschen erlebt, mit welch einer Selbstverständlichkeit Israeli hilfsbereit sind. Als ich im hohen Norden (Kirjat Shmona) kein israelisches Geld im Bus hatte (war noch nicht zum Umtauschen gekommen), veranstaltete eine Gruppe von Soldaten eine spontane Sammlung für mich, und ich konnte so rechtzeitig zu meinem Ziel kommen.

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